In der Region Çumra machen wir Halt im Dorf Küçükköy, was übersetzt “Kleines Dorf” bedeutet. Vor einem Bauernhaus sitzt eine Familie zusammen, eine Bäuerin entfernt gerade Sonnenblumenkerne aus den Blüten, in dem sie mit einem Stock auf diese einschlägt.
In der Türkei heisst diese Blume “Ay çiçek”, was übersetzt “Mondblume” bedeutet. Die Kerne, die überall sehr beliebt sind, werden verkauft oder im Kreis der Familie verzehrt. Vor allem zu Zeiten, als es noch keinen Fernseher gab, saß man in der Küche am Ofen zusammen, aß Sonnenblumenkerne oder die so genannte Tarhana-Suppe aus Joghurt und Fleischbrühe, die auch heute noch beliebt ist. Das bereits im Sommer hergestellte Suppenmehl wurde im Winter mit Wasser aufgekocht und zum Abendessen gereicht oder auch trocken an langen Winterabenden verzehrt, während man sich an Märchen und Legenden erfreute.
Gastfreundlich werden wir mit Ayran, dem traditionellen Getränk aus Wasser, Joghurt und Salz bewirtet. Ayran spielt in den Dörfern eine grosse Rolle und wird besonders gern Gästen angeboten. Neben dem Wohnhaus sind einige Männer damit beschäftigt, einen neuen Schafstall zu errichten, in dem mehrere hundert Schafe sowie einige Ziegen und Esel ein neues Quartier für den Winter erhalten sollen. Nicht ohne Stolz zeigt mir einer der männlichen Familienmitglieder die prächtige Herde, die sich in einem staubigen Areal hinter den neuen Stallungen aufhält.