Es ist der 24. September 2006. Der heilige Fastenmonat Ramadan im Mondjahr 1427 nach islamischer Zeitrechnung hat auch in der Türkei begonnen. Der Ramadan ist ein Monat der Besinnlichkeit und Hilfsbereitschaft, in dem die Menschen noch enger zusammenrücken, Nachbarn und Freunde einladen und an die Armen spenden. In Istanbul werden grosse “Ramadan-Zelte” aufgebaut, in denen die Armen zum “Iftar”, dem Fastenbrechen bewirtet werden.
Schon mehrere Tage vor Beginn deutet überall im Land alles auf den heiligen Monat Ramadan, türkisch: Ramazan, hin. In den Geschäften wird auf besondere Aktionen während des heiligen Monats hingewiesen sowie Zettel mit den Fasten- und Gebetszeiten verteilt. So auch in der zentralanatolischen Stadt Konya, dort beginnt am ersten Tag des Ramadan das Fasten um 5:09 Uhr und endet mit dem Sonnenuntergang um 18:54 Uhr. Etwa eineinhalb Stunden vor Fastenbeginn läuft der Davulcu, der Trommler nach alter Tradition durch die Strassen und weckt die Menschen für ein letztes Mahl vor dem langen Fastentag. Frühmorgens wird der Beginn des Fastens durch einen lauten Knall bekanntgegeben, wenn vom Alaaddin-Hügel mitten in der Stadt eine Kanone abgefeuert wird wie auch abends kurz vor dem Abendgebet auf diese Weise das Ende des Fastentages angezeigt wird.
Dann stürzen sich alle auf das vorbereitete Essen und die Strassen der Millionenstadt sind wie leergefegt. Es ist Tradition das Fastenbrechen (Iftar) mit einer Dattel zu beginnen. Daher werden zur Ramadan-Zeit überall in den Geschäften und auf den Strassen Datteln angeboten.
Den Tag über läuft das Leben merklich langsamer und gegen Abend schliessen die Geschäfte im Basar vorzeitig. Einige Restaurants bieten spezielle Ramadan-Menüs an, in den Moscheen wird aus dem Koran gelesen. Am Abend sitzen Familien und Freunde zusammen, vor dem Morgengrauen wird dann noch ein Mahl eingenommen, bevor der nächste Tag des Fastens beginnt. Der Ramadan wird allgemein nicht als Last empfunden, bei vielen stellt sich schon Tage vorher eine gewisse Vorfreude ein.
Das Fasten im Ramadan ist eine der fünf Säulen des Islam und wird in erster Linie als zu erfüllender Gottesdienst verstanden. Im Koran heisst es in Sure 2: ”Ihr, die ihr glaubt, euch ist das Fasten vorgeschrieben wie es denen vorgeschrieben war, die vor euch waren, damit ihr vielleicht gottesfürchtig werdet.” (2:183).
Der Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Mondkalender und dauert etwa 30 Tage. So wandert der Monat Ramadan durch das Jahr und verschiebt sich dabei um 10 bzw. 11 Tage pro Jahr. Muslime fasten vom Beginn der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang. In dieser Zeit sind Essen, Trinken, Rauchen sowie Geschlechtsverkehr nicht erlaubt. Im Ramadan sollten Muslime noch bewusster darauf achten, dass sie gewissenhaft nach den Regeln der Religion leben, z.B. keine schlechten Worte sprechen, mildtätig sein und im Koran zu lesen.
Fasten sollte jeder Muslim, ausgenommen Schwangere, stillende Mütter, Kranke und Reisende. Sie können ihre versäumten Fastentage später nachholen oder etwas für die Armen spenden. Kinder müssen nicht fasten, gewöhnen sich jedoch teilweise freiwillig frühzeitig durch einige Fastentage an die Regeln der Religion. Den Abschluß des Fastenmonats Ramadan bildet das 3tägige Ramadan-Fest (Ramazan-Bayram), auch Zuckerfest (Şeker-Bayram) genannt, das mit einem frühen Festgebet in den Moscheen beginnt. Anschließend besuchen sich Verwandte, Nachbarn und Freunde, essen gemeinsam und verteilen Süssigkeiten an die Kinder.