Auf einem Hügel in Ankara, der etwa 1300 v.Chr. den Phrygern als Grabhügel gedient hatte, wurde zwischen 1944 und 1953 das Anıtkabir, das Mausoleum für Mustafa Kemal Atatürk gebaut, den Staatsgründer der Republik Türkei. Atatürk verstarb am 10.11.1938 im Alter von 57 Jahren.
Das Areal besteht aus 3 Teilen, der Löwenstraße, dem Festplatz und dem
Mausoleum Atatürks. An Staatsfeiertagen und zu wichtigen Anlässen erweist hier die Staatsspitze der Türkei dem Staatsgründer die Ehre, aber auch viele Türken und ausländische Staatsgäste besuchen das Anıtkabir. In den umliegenden Gebäuden sind Ausstellungen mit Gegenständen aus dem Leben und Wirken Atatürks zu besichtigen sowie eine umfangreiche Bibliothek und eine Galerie mit Schlachtengemälden. Der Ausrufung der Republik Türkei am 29. Oktober 1923 waren zunächst die Befreiungskriege gegen die Allierten und die Griechen vorausgegangen.
Mustafa Kemal, später “Atatürk” genannt, wurde im Jahr 1881 in Saloniki geboren. Als erfolgreicher Kommandant bei vielen Schlachten, vor allem bei der Verteidigung der Halbinsel Galipoli 1915 gegen Allierte Truppen der so genannten „Entente Staaten“ machte er von sich reden.
Obwohl die Osmanen als Verbündeter der so genannten Mittelmächte Deutsches Reich und Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg bei den blutigen Schlachten im Jahr 1915 auf der Halbinsel Gallipoli gewannen, konnten sie dem übermächtigen Druck der so genannten Ententemächte England, Frankreich, Rußland, Serbien und später weiterer Verbündeter wie Italien an den Fronten in allen Himmelsrichtungen des Reiches nicht standhalten. So besetzten schließlich im Jahr 1919 britische und französische Truppen Istanbul. In der Ägäis nahmen griechische Truppen Smyrna ein, das heutige Izmir, mit der Absicht ein Groß-Griechenland zu schaffen.
Am 23. April 1920 erklärten die Vertreter der “Großen Nationalversammlung der Türkei” in Ankara unter dem Vorsitz von Mustafa Kemal Paşa sich zur höchsten politischen Instanz und sprachen damit dem Sultan das Recht zur Vertretung des türkischen Volkes ab.
Als dann auch noch der letzte osmanische Sultan Mehmet IV. den von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs diktierten Friedensvertrag von Sevres am 10. August 1920 unterzeichnete, nach dem nicht nur viele Gebiete unabhängig werden sollten und Syrien sowie der Libanon an Frankreich und das Gebiet des heutigen Irak und Palästina an Großbritannien übergehen sollte, sondern auch Thrakien und Westanatolien um Izmir an der Ägäisküste Griechenland zugesprochen wurde sowie die Region um Istanbul und das Marmarameer entmilitarisiert und internationalisiert werden sollte, verstärkte sich der Widerstand. Der Vertrag von Sevres wurde nicht anerkannt und zum Kampf gegen die Istanbuler Marionetten-Regierung aufgerufen.
Im Verlauf des Befreiungskrieges ab 1919 wurden die letzten Anhänger des Sultans geschlagen und unter der Führung Mustafa Kemals die griechischen Besatzer in Westanatolien im Jahr 1922 besiegt und vertrieben. Daraufhin musste der Vertrag von Sevres zugunsten der Türken revidiert werden, am 24. Juli 1923 wurden der Türkei im Vertrag von Lausanne neben Anatolien weitere Gebiete wie Ost-Thrakien, der heutige europäische Teil der Türkei zugesprochen. Zwischen Griechenland und der Türkei wurde ein umfangreicher Bevölkerungsaustausch vereinbart. Die Meerengen und Istanbul gerieten wieder unter türkische Oberhoheit.
Am 23. April 1920 wurde in Ankara mit der Eröffnung der Grossen Türkischen Nationalversammlung die Gründung der Türkischen Republik bekannt gegeben. Am 29. Oktober 1923 wurde die Republik verkündet und Mustafa Kemal zum ersten Staatspräsidenten gewählt. Nach der Aufhebung des Sultanats 1922 wurde am 3. März 1924 auch das Amt des Kalifen abgeschafft.
Es folgten zahlreiche gesellschaftliche Neugestaltungen, wie die Gewährleistung gleicher Rechte für Frauen und Männer, neue Bekleidungsvorschriften, das Verbot der Derwischorden, eine neue laizistische Rechtsordnung, die Einführung der lateinischen Schrift und der internationalen Maßeinheiten für Uhren, Kalender, Metermasse sowie viele andere Veränderungen der Gesellschaft, orientiert an westlichen Ideen jener Zeit. 1934 wurde an Mustafa Kemal von der Grossen Türkischen Nationalversammlung (TBMM) der Ehrenname “ATATÜRK“ (Vater der Türken) verliehen.
Atatürk starb am 10. November 1938 im Dolmabahçe Palast in Istanbul und wurde zunächst im Ethnographischen Museum in Ankara begraben. Nach dem Bau des Anıtkabir in Ankara wurde er dort am 10. November 1953 mit einer prächtigen Zeremonie bestattet. In allen Orten der Türkei (Bild: Gaziantep) erinnern Denkmäler an den Staatsgründer Atatürk, an Nationalfeiertagen legen Vertreter der politischen Parteien dort Kränze ab. An den Fassaden öffentlicher Gebäude und Firmen sowie auch in kleinen Geschäften werden an den Nationalfeiertagen türkische Fahnen und Bilder Atatürks ausgehängt.