Ramadan ist auch heute immer noch ein besonderer Monat in der Türkei. In der zentralanatolischen Stadt Konya, dem religiösen Zentrum des Landes läuft in der Nacht der Davulcu, der Trommler nach alter Tradition durch die Strassen und weckt die Menschen für ein letztes Mahl (sahur) vor dem langen Fastentag.
Frühmorgens wird der Beginn des Fastens durch einen lauten Knall bekanntgegeben, wenn vom Alaaddin-Hügel mitten in der Stadt eine Kanone abgefeuert wird wie auch abends kurz vor dem Abendgebet auf diese Weise das Ende des Fastentages angezeigt wird. Doch die alten Bräuche im Ramadan scheinen auch mehr und mehr in Vergessenheit zu geraten…
In früheren Zeiten war es üblich, das sich Nachbarn und Bekannte in großer Zahl im Ramadan zum “iftar”, dem Fastenbrechen einluden. Auch die Ladenbesitzer bewirteten während des heiligen Monats am Abend oftmals Gäste. Zwar ist dieser tief im Islam verwurzelte Brauch noch bei vielen üblich, doch die Zahl der Menschen, die diese Tradition pflegen, scheint zurückzugehen.
So berichtete im Ramadan 2007 die türkische Tageszeitung ZAMAN und zitierte dazu einen pensionierten Professor der Selçuk-Universität in Konya, der sagte, dass die Zahl der Einladungen vor allem von Geschäftsleuten langsam zurückgegangen sei. Üblicher sei es eher, das sich Verwandte und enge Freunde in dieser Zeit verstärkt einladen.
Auch die Anzahl der so genannten terawih-Gebete, die am Abend mit Koranlesungen in den Moscheen abgehalten werde, sei nicht mehr so zahlreich, so hiess es weiter. So würden auch auch Ältere beklagen, dass die junge Generation immer weniger über ihre Religion zu wissen scheine und das viele Jugendliche oder auch Kranke, die früher “im Geheimen” ein Essen an Bedürftige gespendet hätten, weil sie den Tag über mit dem Fasten nicht durchhalten konnten, von diesem Brauch nichts mehr wüssten.
Dennoch sind vor allem in Konya an Freitagen die Moscheen immer noch voll und das nicht nur während des heiligen Monats Ramadan. Insgesamt ist zu beobachten, das gerade im Ramadan auch eher weltlich eingestellte Türken sich an das Gebot des Fastens halten und sich ihrer Religion zurückerinnern. Die Zeit des heiligen Monats Ramadan ist für viele Türken immer noch eine wichtige und schöne Zeit im Jahr.