An Mevlid Kandili, dem Geburtstag des Propheten Mohammed, scheinen am Abend die Lichter an allen Moscheen der Türkei. Mit religiösen Gesängen und Gebeten begehen viele Muslime die Nacht zum 12. Rabi´ul-evvel im 3. Monat des islamischen Mondkalenders.
Der türkische Sufi-Dichter Yunus Emre schrieb im 13. Jahrhundert: “Die Welt war ganz in Licht getaucht zur Nacht von Mohammeds Geburt.” Geburtstage spielen im Islam allgemein eher weniger eine Rolle, doch der Geburtstag des Propheten Mohammed gewann seit dem späten Mittelalter in der islamischen Welt zunehmend an Bedeutung. Davon zeugen zahlreiche Gedichte und religiöse Lieder.
Das “Mevlid-i Şerif”, ein mystisches Gedicht mit Doppelversen von Süleyman Çelebi aus Bursa (gest. 1422) wird auch heute noch in der Türkei an diesem Tag rezitiert. Es erzählt die Geschichte der Geburt Mohammeds aus der Sicht seiner Mutter Amine. Im Verlauf der Rezitation wird der neugeborene Prophet willkommen geheissen.
Süleyman Çelebi war der Sohn des osmanischen Ministers Ahmed Paşa, der unter Sultan Murad I. diente. Schon der Großvater Şeyh Mahmud hatte poetische Verse verfasst. Süleyman war Imam am Hof des osmanischen Sultans Yıldırım Beyazid (1389–1402). Nach dessen Tod wurde er Imam in der bedeutenden Ulu Moschee in Bursa.