Wie das Deutsche Archäologische Institut (DAI) aktuell mitteilte, wurden während der zwischen Juni und September 2008 erfolgten Grabungskampagne des DAI in Hattuscha, der Hauptstadt des hethitischen Großreichs (ca. 1600-1200 v.Chr.) sensationelle Gefäßfunde gemacht.
Die Ausgrabungsstätte Hattuscha liegt bei Boğazköy nordöstlich der Hauptstadt Ankara, das DAI ist hier seit langer Zeit tätig. Das Projekt ist eine Ausgrabung der Zentraldirektion des Deutschen Archäologischen Instituts und wird von der Abteilung Istanbul betreut. Die aktuellen Arbeiten umfassen seit 2001 ein längerfristiges Grabungsprojekt zur Erforschung der Besiedlungsgeschichte der westlichen Oberstadt in Hattuscha.
Bild links oben: Stierkopf im Detail.
Bild rechts: Luftbild des Gebäudes in Hattuscha.
Durch die Kombination moderner geistes- und naturwissenschaftlicher Forschungsmethoden soll die Lebenswirklichkeit einer der größten Städte des Alten Orients erhellt werden, die zudem als zentrale Metropole eines der wichtigsten Gegenparte zu Ägypten im 14. und 13. Jh. v. Chr. eine große weltpolitische Rolle spielte.
Die Ausgrabungen konzentrierten sich auf die westliche Oberstadt, wo an zwei Stellen seit mehreren Jahren gearbeitet wird.
Bild links: Keramikinventar.
Hier wurde in einem großen Gebäude, das an der Schnittstelle zwischen zwei Stadtbereichen liegt, ein besonderer Fund gemacht.
Das sorgfältig geplante Gebäude entstand wahrscheinlich um 1400 v. Chr., brannte einmal ab und wurde im späten 14. Jh. v. Chr. erneut aufgebaut.
Dieser zweiten Nutzungsphase kann der seltene Fund eines vollständigen Gefäßensembles zugewiesen werden. Neben über 70 Schalen und Tellern sind vor allem zwei Vasen von größter Bedeutung, da es bislang keine vergleichbaren Objekte in der hethitischen Kultur gibt.
Bild rechts: Vase mit Zinnenrand.
Zum einen handelt es sich um ein großes Gefäß mit geschwungener Wandung und vier Henkeln, dessen Rand in Form von Zinnen gestaltet ist.
Zwar sind kleine Fragmente entsprechender Gefäße bereits des öfteren in den Ausgrabungen in Hattuscha gefunden worden, jedoch ist es das erste Mal, dass ein vollständiges Gefäß dieses Typs rekonstruiert werden konnte.
Bild links: Vase mit Stierkopf.
Bisher völlig einmalig hingegen ist das zweite Gefäß, das unmittelbar mit dem ersten zusammengefunden wurde. Es hat eine hohe schlanke Form, mit langem Hals, auf dem ein Stierkopf als Ausguß sitzt.
Beide Gefäße bilden zusammen mit den genannten Schalen und Tellern ein beispielloses Ensemble, das vermutlich im Rahmen von Zeremonien genutzt wurde.
Diese Funde ermöglichen ungekannte Einblicke in die Nutzung eines Gebäudes, das mit großer Wahrscheinlichkeit einer sehr hoch gestellten Persönlichkeit der hethitischen Gesellschaft zu zuweisen ist.
(Quelle: Deutsches Archäologisches Institut, DAI)
Projekt-Website des DAI zu Hattuscha
.
Bild unten: Das Team von Grabungsleiter PD Dr. Andreas Schachner, DAI
in Hattuscha im Juni 2007.
Bisher erschienene Beiträge zum Thema Hethiter in ANATOLIEN magazin:
– Das Ivriz-Felsenrelief in Ereğli