Türkische Musik


Die türkische traditionelle und klassische Musik weist Einflüsse aus zahlreichen Kulturen auf. Dies ist nicht verwunderlich, da in den Regionen der heutigen Türkei im Laufe der Jahrhunderte viele Völker ihre Einflüsse hinterlassen haben. Unabhängig von den frühen Kulturen der Steinzeit, Bronzezeit und Antike, siedelten vor allem während der Zeit der Seldschuken und des Osmanischen Reiches seit dem Mittelalter zahlreiche Volksgruppen mit ihren unterschiedlichen kulturellen Einflüssen in Anatolien und in Istanbul.

Die turkstämmigen Nomaden aus Zentralasien brachten ihre musikalischen Traditionen mit nach Anatolien, wo sie sich mit persischer und auch der Musik der Byzantiner zu vermischen begann. Dies mag dazu geführt haben, das sich im Osmanischen Reich eine eigene Musikrichtung mit diesen Einflüssen entwickelte, die ab dem 16. Jahrhundert auch andere Völker in Arabien, Nordafrika und über das Mittelmeer und den Balkan hinaus auch die europäische Musik beeinflusste. Nach Gründung der Republik Türkei in den 1920er Jahren beeinflusste dann zunehmend auch westliche als auch arabische Musik die Musikstile in der Türkei.

Während die osmanische Musik, die heute als Türkische Kunstmusik (Türk Sanat Müziği) bezeichnet wird, eher von den gesellschaftlichen Eliten gefördert, gespielt und gehört wurde und die stark von höfischen Stilen aus Persien, Indien oder auch ehemals römisch-byzantischen Musikelementen geprägt war, entwickelte sich die ländliche von Nomaden und Bauern gespielte Volksmusik (Türk Halk Müziği) auf der Grundlage der alten zentralasiatischen Musik der Turkvölker, aber auch aus kulturellen Einflüssen von Musik von ethnischen und religiösen Minderheiten. Im Osmanischen Reich entstand auch die Militärmusik der Janitscharen (Mehter Müziği), die bei Feldzügen als auch bei repräsentativen Anlässen durch die Mehter-Kapelle gespielt wurde.

Religiöse islamische Musik (Dini Müzik) konnte sich über die Jahrhunderte zunächst nur begrenzt entfalten, da Musik in islamisch konservativen Kreisen schon immer sehr kritisch gesehen wurde und somit sich eher Ausdrucksformen durch stimmliche Rezitationen des Koran oder religiöser Schriften entwickelten. Eine Ausnahme sind hier die Sufi-Derwische, die bereits früh eine sehr meditative mystische Musik mit der Rohrflöte Ney sowie auch mit dem Perkussionsinstrument Kudüm machten.

Während bei der klassischen osmanischen Musik die Kurzhalslauten Ud (Oud) und Tanbur, die Rohrflöte Ney, die Kastenzither Kanun und die Bechertrommel Darbuka sehr stark vertreten sind, basiert ein grosser Teil der Volksmusik auf der Langhalslaute Saz, auch Bağlama genannt. Beliebt sind auch Duos mit dem Blasinstrument Zurna und der zweifelligen Zylindertrommel Davul, die oft bei Hochzeiten auftreten. Einflüsse finden sich auch aus der alevitischen Musik sowie aus der Musik der Roma. Traditionell sind auch regional viele Unterschiede festzustellen, so hört man nicht selten in der Musik aus der Schwarzmeerregion eine Kemençe, das ist eine gestrichene Kastenhalslaute. Darüber hinaus gibt es noch weitere Instrumente, vor allem Variationen bei den Perkussionsinstrumenten.

Oft basiert die türkische Musik auf dem so genannten Makam, ein System aus Tonarten und Tonleitern, das innerhalb einer Suite auch Teile mit Improvisationen (Taksim) enthält. So gibt es etwa in der Kunstmusik (Türk Sanat Müziği) 13 so genannte Basit Makamlar, aus denen man weitere ableiten kann. Besonders oft kommen dabei folgende vor: Hüseyni, Nihavend, Uşşak, Rast, Hicaz und Hüzzam. Viele alte Lieder und Kompositionen sind nach wie vor bei der türkischen Bevölkerung sehr beliebt.

Moderne türkische Musik ist dagegen sehr geprägt von westlichen als auch arabischen Einflüssen. Besonders Arabeske, teils auch als Bauchtanz-Musik bezeichnet, ist seit den 1940er Jahren in der Türkei populär und findet sich auch immer wieder in aktuellen türkischen Popmusik-Produktionen. Seit den 1960er Jahren gibt es auch Einflüsse aus Rock, ursprünglich als eine Form des Protests (Anadolu Rock oder auch Özgün Müzik). In den letzten 20 Jahren finden sich aber auch Einflüsse aus Musikrichtungen wie Hip Hop und Rap in Liedern aktueller türkischer Musikkünstler.

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