Inmitten des Stadtzentrums der mittelanatolischen Großstadt Konya befindet sich der Alaaddin-Hügel mit der Alaaddin-Moschee und seldschukischen Mausoleen. Der Hügel, um den heute die Strassenbahn herumfährt, zieht mit seinen Parkanlagen und Teegärten vor allem an Wochenenden viele Menschen aus Konya an.
Zum Alaaddin-Komplex gehören neben dem letzten erhaltenen Rest der Mauern des alten Palastes der Rum-Seldschuken verschiedene Gebäude. Das größte noch erhaltene Bauwerk ist die Alaaddin-Moschee, die zu Zeiten des mächtigen Seldschuken-Sultans Alaaddin Keykubat (regierte 1219 bis 1236 n. Chr.) fertiggestellt wurde. Der Bau war bereits unter seinen Vorgängern, Sultan Mesud I. und Alaaddins Bruder Izzeddin Keykavus I. begonnen worden.
Das ursprüngliche Eingangsportal befindet sich auf der Nordseite, die drei Eingangstore sind jedoch heute verschlossen.
Über dem Haupttor gibt eine kunstvoll gestaltete Marmorinschrift in arabischer Schrift (Sülüs-Kalligraphie) Auskunft darüber, dass die Moschee zu Zeiten Sultan Alaaddins unter dem Verwalter Atabeyi Ayaz im Jahr 617 nach islamischer Zeitrechnung, d.h. im Jahr 1220 n. Chr. vollendet wurde.
Im Laufe der folgenden Jahrhunderte wurde die Moschee auch unter den Osmanen mehrfach restauriert, zum Beispiel unter Sultan Murad III. im 16. Jahrhundert. Eine kalligraphische Inschrift über dem heutzutage benutzten Eingang an der Ostseite der Moschee verkündet, dass auch gegen Ende des Osmanischen Reiches unter dem damaligen Gouverneur von Konya Sururi Paşa im Jahr 1889 während der Regierungszeit Sultan Abdülhamid II. weitere Restaurierungen vorgenommen wurden.
Wenn man die Moschee betritt, wirkt der lange, etwas dunkle Gebetsraum zunächst unscheinbar. Im hinteren Teil, in dem zahlreiche Glasfenster vorhanden sind, fällt jedoch die prächtige Mihrab, die Gebetsnische in Richtung Mekka auf, die aus wundervoll gefertigten, türkisfarbenen Kacheln aus seldschukischer Zeit besteht.
Auch die hölzerne Minbar, die kleine Treppe für die Freitagspredigt des Imam, ist ein Meisterwerk seldschukischer Handwerker. Die filigran gearbeitete Minbar aus Walnussholz wurde 1155 von Haci Mengi Birti zu Zeiten des vierten Seldschukensultan Mesud I. angefertigt. Im Innenhof der Moschee befinden sich zwei typische, achteckige seldschukische Mausoleen (Türbe) aus Stein mit spitz zulaufendem Dach.
In einem der Mausoleen, das aus rötlichen Steinen aus Sille und Gödene von dem Architekten Abdul Gaffar Zade Mimar Yusuf (Mimar bedeutet Architekt) erbaut wurde, sind acht verschiedene seldschukische Sultane aus dem 12. und 13. Jahrhundert bestattet: Mesud I., Kılıc Arslan II, Rükneddin Süleyman Shah, Gıyaseddin Keyhüsrev I., Alaaddin Keykubat I., Gıyaseddin Keyhüsrev II., Kılıc Arslan IV. und Gıyaseddin Keyhüsrev III. Über das zweite Mausoleum, das aus Marmor erbaut wurde gibt es keine genauen Informationen, weder über den Erbauer, noch wer dort bestattet wurde.
Bei vielen Mausoleen aus seldschukischer oder osmanischer Zeit liegen die Gebeine nicht in den zur Schau gestellten Sarkophagen, die man somit als Kenotaph bezeichnen muss. Die Toten wurden in einem Kellergeschoss unter dem Mausoleum bestattet, zum Teil, wie bei Muslimen üblich, ohne Sargophag in der Erde. Einige seldschukische Sultane wie Alaaddin Keykubat und andere Würdenträger sind jedoch mumifiziert worden.
Die Rum-Seldschuken
Die Seldschuken oder auch Seldschuk-Türken genannt, stammten ursprünglich aus den Steppen Mittel- und Zentralasiens, dort wo heute die Länder Üsbekistan und Kasachstan sind. Die Nachfahren des Stammesführers und Namensgebers Seldschuk, der um das Jahr 1000 lebte und dessen Volk größtenteils zum Islam konvertiert war, waren bis Persien vorgestossen und die Seldschuken übernahmen in der Mitte des 11. Jahrhunderts auch die Kontrolle über das Abbasiden-Kalifat in Bagdad. Bereits seit dem Jahr 1018 strömten die ersten türkischen Seldschuken nach Anatolien, doch erst mit ihrem Sieg unter Alp Arslan über die Byzantiner in der Schlacht von Malazgirt 1071 standen die Tore für die Seldschuken nach Anatolien weit offen.
Die so genannten Rum-Seldschuken, benannt nach der Region “Rum” (Rom bzw. Ost-Rom, d.h. Byzanz) spalteten sich im 11. Jahrhundert ab, ihre Hauptstadt wurde 1077 zunächst Iznik, bevor den Byzantinern im gleichen Jahr Ikonium (Konya) entrissen und rund 20 Jahre später zur Hauptstadt der Rum-Seldschuken wurde.
Die herausragendste Figur der seldschukischen Sultane von Rum war ohne Zweifel der mächtige Sultan Alaaddin Keykubat. Unter seiner Herrschaft erlebte das Reich der Rum-Seldschuken eine Blütezeit, er unterstütze Künstler und Gelehrte. So lud er zum Beispiel den Vater des berühmten Mystikers Mevlana Celaleddin Rumi ein, sich in Konya anzusiedeln. Alaaddin galt als besonders fromm und gelehrt, es heisst er konnte mehrere Sprachen sprechen, darunter arabisch und persisch.
Zu seiner Regierungszeit galt das Land als sicher, die Handelswege waren nicht von Räuberbanden bedroht und die Wirtschaft florierte. Sultan Alaaddin Keykubat regierte den Seldschuken-Staat ab 1219, bis er 1236 bei einem Aufenthalt in der Stadt Kayseri einem Giftanschlag zum Opfer fiel. Erst in der Schlacht von Kösedağ im Jahr 1273 verloren die Seldschuken ihre Macht und gerieten als Vasallen zunächst unter die Kontrolle der Mongolen, mit dem Tod Sultan Kılıc Arslan V. 1318 brach dann der seldschukische Staat endgültig zusammen.
Zwischen 1228 und 1476 spielten die so genannten Beylik-Fürstentümer aus Karaman, die Karamanoğulları Beyliği, die sich gegen die Mongolen zur Wehr setzten, eine einflussreiche Rolle, indem sie teilweise die Thronfolge der seldschukischen Prinzen mitbestimmten. Die Karamanoğulları kontrollierten Zentralanatolien, bis 1476 schliesslich die Osmanen die Macht über Karaman und Konya übernahmen.