Sultanhanı ist ein kleiner Ort zwischen Konya und Aksaray an der alten Seidenstrasse. Dort steht die grösste Karawanserei aus der Zeit der Seldschuken. Der mächtige Sultan Alaaddin Keykubat liess diese im Jahr 1229 erbauen. Nach einem verheerenden Brand wurde sie im Jahre 1278 unter dem Governeur Siraceddin El Hasan zur Regierungszeit des seldschukischen Sultan Giyaseddin Keyhüsrev restauriert und erweitert und damit zur grössten Karawanserei im Land.
Ich betrete den Hof der Karawanserei Sultanhanı durch ein prächtiges Portal mit seldschukischer Ornamentik. Vor mir liegt ein offener Hof zwischen hohen Mauern, die Nachmittagssonne lässt die kleine Moschee in der Mitte in warmen Farbtönen erscheinen. Hier und da befinden sich alte Geschirre und Pferdewagen. Auf der linken Seite sind mehrere Räume zu sehen, darunter Zimmer (Oda) für Reisende, Bäder (Hamam) für Männer und Frauen und ein Speiseraum (Yemek Hane).
Auf der rechten Seite des Hofes unter einem Säulengang sind einige alte Gebrauchsgegenstände ausgestellt, darunter ein Blasebalg der Schmiede. Ich betrete eine grosse Halle gegenüber dem Eingangsportal am Ende des Hofes, die aufgrund ihrer Säulen und Höhe einer Kathedrale ähnelt. Hunderte Tauben flattern in dem dunklen Gewölbe, in das nur das Licht aus den Fenstern unterhalb einer verzierten kleinen Kuppel hereinfällt. Die Halle diente als Lagerraum, war aber auch Handelsplatz für Waren aller Art.
Der Hof und das Gelände sind menschenleer, man könnte fast den Eindruck gewinnen, die reisenden Händler-Karawanen mit ihren Kamelen hätten gerade erst die Karawanserei verlassen. Ich stelle mir vor welch buntes Treiben hier zu Zeiten der Seldschuken geherrscht haben muss, wenn ermüdete Karawanenführer und ihre vollbeladenen Lasttiere mit Gewürzen, Stoffen und allerlei mehr diesen Ort erreichten, wenn die Männer ihre Tiere versorgten, sich von den Strapatzen der langen Reisen auf der Seidenstrasse erholten.
Die ersten bedeutenden Karawansereien (Han) wurden von den Seldschuken bereits Ende des 10. Jahrhunderts gebaut. Im 13. Jahrhundert wurde das Netz der Karawansereien auch in Zentralanatolien weiter ausgebaut, indem man etwa alle 30 bis 50 Kilometer eine solche Raststätte baute. Dies entsprach der Entfernung, die eine Karawane zu dieser Zeit an einem Tag zurücklegen konnte. Die Ausstattung der Karawansereien war mal mehr oder weniger prunkvoll, die Reisenden jener Zeit fanden in ihnen jedoch Unterkunft, Mahlzeiten, Waschgelegenheiten, ärztliche Versorgung und Schutz vor marodierenden Räuberbanden.
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