Der Bau der Kasımiye Medrese in der südostanatolischen Stadt Mardin begann im späten 14. Jahrhundert zum Ende der Herrschaft der Ortoqiden (Artuklu) in der Region. Vermutlich wurde sie Mitte des 15. Jahrhunderts fertiggestellt und erhielt den Namen “Kasımiye” nach Kasım Paşa, Sohn von Cihangir Bey, einem Herrscher der turkmenischen Dynastie der Akkoyunlu, der von 1444 bis 1453 regierte.
Die Kasımiye Medrese war eine bedeutende Hochschule, an der Physik, Chemie, Medizin, Astronomie und islamische Theologie gelehrt wurden. Über jeder der niedrigen Türen zu den kleinen Klassenzimmern zeigte ein Symbol das jeweilige Studienfach an. In einer überwölbten Nische sprudelt Wasser aus der Wand, das durch ein kleines Rinnsal in ein Becken in der Mitte der Medrese fliesst. Die künstliche Quelle in der Wand symbolisiert die Geburt, das Rinnsal die Kindheit und Jugend und das Wasserbecken steht für den Platz, an dem sich nach islamischem Glauben die Menschen am Tag des Gerichts versammeln werden.
Zu den roten Flecken an den Wänden erzählt man sich die Legende, das im Kampf mit den Timuriden Kasım Paşa der Kopf abgeschlagen worden sein soll. Aus Trauer und Wut soll die Schwester des Toten sein blutiges Hemd gegen die Wand geschleudert haben. Vom Dach der Kasımiye Medrese hat man einen wundervollen Blick über die Landschaft Mesopotamiens.
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