Ereğli ist eine Stadt in Zentralanatolien mit ca. 83000 Einwohnern. Die Region ist berühmt für seine Kirschen und Äpfel. In Ereğli befindet sich ein alter Bahnhof im Deutsch-Wilhelminischen Stil und ein sehenswertes Museum mit Funden aus dem Umland. Etwas außerhalb der Stadt kann man das Ivriz-Felsenrelief der Hethiter bestaunen, das aus dem 8. Jhd. v. Chr. stammt.
Ende September 2005 bin ich von Konya unterwegs nach Ereğli, einer Stadt in Zentralanatolien mit rund 83000 Einwohnern. Zwischen Karapınar und Ereğli verkaufen Bauern Obst und Gemüse am Strassenrand. Sie haben sich kleine Unterstände gebaut oder sitzen auf Holzkisten und winken den Autofahrern zu.
Am Ortseingang von Ereğli herrscht Andrang beim Kohlemarkt. Bereits jetzt decken sich viele mit Kohle für den Winter ein, da die Preise noch günstig sind. Im Ortskern sind viele ältere Schüler in ihren dunkelblauen Anzügen auf Fahrrädern unterwegs. In der Stadt gibt es nicht viele alte Gebäude und Sehenswürdigkeiten, aber das Ereğli-Museum ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Das 1968 eingerichtete Museum zeigt über 8000 Ausstellungsstücke, die Ältesten aus der Neusteinzeit etwa 7000 Jahre v. Chr.
Das Museum beinhaltet Fundstücke aus der antiken Stadt Herakleia, in Can Hasan ausgegrabene Tongefäße, Wandfresken und Handäxte, zudem Tongefäße aus dem kalkolithischen Zeitalter, Pfeilspitzen, Siegel und Figuren aus der Bronzezeit, Wasserkrüge aus den assyrischen Handelskolonien, Salzgefäße, Schriften auf Tontafeln in Hieroglyphen- und Keilschrift aus der Hethiterzeit sowie ausserdem zahlreiche Fundstücke aus der phrygischen, hellenistischen, römischen und byzantinischen Periode.
Aus der Zeit der Seldschuken und der Beylik-Fürstentümer in Anatolien kann man glasiertes Geschirr und Stuckverzierungen bestaunen. Aus osmanischer Periode stammen verschiedene Ausstellungsstücke wie eine Brauttruhe aus Roggenhalmen, handgeschriebene und mit Gold verzierte Korane, Waffen, handgewebte Teppiche und Kleidungsstücke.
Ausserhalb der Stadt Ereğli geht es jetzt 12 Kilometer weiter bergaufwärts. Die Region ist geprägt vom Obstanbau, vor allem berühmt für seine Kirschen (kiraz, vişne) und Äpfel (elma). Die Fahrt geht durch ein grünes Tal, in dessen Mitte ein Bachlauf zu sehen ist, aus dem Fische gefangen werden. Nicht weit davon liegt ein kleines Dorf mit einer alten Moschee und einer ansehnlichen Brücke über einem ausgetrockneten Bach. Direkt über dem Dorf befindet sich eine mächtige Felsenschlucht.
Neben einem angestauten Teich der Ivriz-Quelle stehe ich nun vor dem in der Region berühmten Ivriz-Felsenrelief. Das meisterhafte Werk stammt aus der späten hethitischen Periode im 8. Jahrhundert v. Chr. Es ist über 6 Meter hoch und zeigt Gesten der Danksagung und Opfergaben des Warpalavas an den Fruchtbarkeitsgott Santaj (Bild oben).
Gegen Nachmittag erfolgt die Rückfahrt noch einmal durch die Innenstadt von Ereğli. An dem Bahnhof im deutsch-wilhelminischen Architekturstil kommt gerade der Zug aus Südostanatolien an. Viele Fahrgäste haben mitsamt ihren Taschen, Koffern, Kartons und Plastiksäcken auf dem Bahnsteig gewartet, um den Zug in Richtung Konya zu nehmen. Einige werden vermutlich bis zum Endpunkt der Strecke auf der asiatischen Seite Istanbuls fahren, eine endlose Tour durch die Nacht, die auch ich im Februar 2006 in einem schaukelnden Schlafwagen unternehme.
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